Leyton Orient v Swansea City - Eine Reise in die League One
Verfasst: 27.08.2006, 19:24
Leyton Orient - das ist ein League One (dritthöchste Liga)-Club aus Londons Osten, in der Nähe von David Beckhams Geburtsort und dem übermächtigen East End-Konkurrent West Ham United gelegen. Ein unspektulärer Quartierverein ohne grosse Titel und mit nur wenig (aber treuen) Supporters.
Geplant war eigentlich ein Besuch des London-Derby Leyton v Millwall vor ein paar Wochen. Doch der Plan musste kurzfristig geändert werden, weshalb ich Leyton Orient nun an diesem Wochenende zum ersten Mal live sah. Gegner: Swansea City aus Wales, ebenfalls eine Premiere.
Das Matchroom-Stadium (7'872 Sitzplätze) an der Brisbane Road ist neu, aber noch nicht ganz fertig und unauffällig inmitten des Quartiers gelegen: 3 Tribünen (die 4. im Northstand ist noch eine Baustelle) und an jeder Ecke des Grounds steht ein Wohnblock - wer seinen Balkon zum Spielfeld ausgerichtet hat, kommt so in den Genuss eines Saisonabonnements auf Logen-Niveau. Auf hohem Niveau befinden sich allerdings auch die Eintrittspreise: saftige £ 18 (knapp CHF 45.-!) kostet das billigste Ticket - das wir dann auch kauften und sich als Ticket für den Away-Block herausstellte.
Etwa 800 Swansea City Fans füllten den Block und boten einen der besten Away-Supports, die ich je erlebt habe. Die Waliser sangen praktisch ununterbrochen durch. Das fing schon vor dem Spiel an, als sich auf dem Balkon im zum Away-Block angrenzenden Wohnblock ein halbes Dutzend Leyton Fans zeigten - darunter eine Frau...
Der Vorteil des Balkons war sofort ersichtlich: Bierdosen erlaubt und in rauhen Mengen vorhanden. Der Nachteil: man ist den Away-Fans ausgesetzt. "Get your tits out for the lads, get your tits out for the lads", forderten die City Fans von der Dame auf dem Balkon immer wieder. Stattdessen präsentierte ein männlicher Fan dem Swansea-Block seinen nackten, aufgedunsenen Oberkörper. "You fat bastard!" antwortete der Block enttäuscht. Mit Unmutsäusserungen hielt man sich auch das ganze Spiel durch nicht zurück. Besonders beliebt: "We hate England". Dazwischen immer wieder ihr Lieblingssong: "City till I die."
Die Orient Fans waren enttäuschend ruhig. Nur als Swansea einen Elfer verschoss, "explodierte" der Stand hinter dem Tor kurz. Schliesslich boten die Swansea Fans ihre Unterstützung an: "Shall we sing a song for you?" fragten sie höhnisch und ernteten immerhin ein "Sheep shagging Bastards, you're only sheep shagging Bastards". Als Swansea in der zweiten Hälfte das hochverdiente Führungstor erzielte, flippten die Waliser kurz aus und skandierten danach minutenlang "1:0 to the Sheep shaggers".
Für den Rest des Spiel sang und stampfte der Swansea-Block geschlossen "Barmy Army" und feierte den viel zu knappen 1:0 Sieg, als hätte City den Cup gewonnen. Das Spiel bot alles, was man sich als neutraler Zuschauer wünschen konnte: eine viel bessere Stimmung als bei manchem Premier League Match (obschon nur 4'200 Zuschauer), je ein Platzverweis, ein verschossener Elfer, reichlich Torchancen (zumindest für Swansea), Tempofussball über die Flügel und voller Körpereinsatz.
Fazit: Swansea Away ist definitiv ein Erlebnis. Generell lohnt sich ein League One-Besuch sowieso. Ob es im nur zu dreiviertel fertigen Stadion von Leyton Orient sein muss, sei dahingestellt. Im Moment nur empfehlenswert, wenn ein stimmgewaltiger Gegner wie Swansea aufwartet. Da gibt es für £ 18 wenigstens auf den Rängen beste Unterhaltung. Balkon-Komödien inbegriffen.
Geplant war eigentlich ein Besuch des London-Derby Leyton v Millwall vor ein paar Wochen. Doch der Plan musste kurzfristig geändert werden, weshalb ich Leyton Orient nun an diesem Wochenende zum ersten Mal live sah. Gegner: Swansea City aus Wales, ebenfalls eine Premiere.
Das Matchroom-Stadium (7'872 Sitzplätze) an der Brisbane Road ist neu, aber noch nicht ganz fertig und unauffällig inmitten des Quartiers gelegen: 3 Tribünen (die 4. im Northstand ist noch eine Baustelle) und an jeder Ecke des Grounds steht ein Wohnblock - wer seinen Balkon zum Spielfeld ausgerichtet hat, kommt so in den Genuss eines Saisonabonnements auf Logen-Niveau. Auf hohem Niveau befinden sich allerdings auch die Eintrittspreise: saftige £ 18 (knapp CHF 45.-!) kostet das billigste Ticket - das wir dann auch kauften und sich als Ticket für den Away-Block herausstellte.
Etwa 800 Swansea City Fans füllten den Block und boten einen der besten Away-Supports, die ich je erlebt habe. Die Waliser sangen praktisch ununterbrochen durch. Das fing schon vor dem Spiel an, als sich auf dem Balkon im zum Away-Block angrenzenden Wohnblock ein halbes Dutzend Leyton Fans zeigten - darunter eine Frau...
Der Vorteil des Balkons war sofort ersichtlich: Bierdosen erlaubt und in rauhen Mengen vorhanden. Der Nachteil: man ist den Away-Fans ausgesetzt. "Get your tits out for the lads, get your tits out for the lads", forderten die City Fans von der Dame auf dem Balkon immer wieder. Stattdessen präsentierte ein männlicher Fan dem Swansea-Block seinen nackten, aufgedunsenen Oberkörper. "You fat bastard!" antwortete der Block enttäuscht. Mit Unmutsäusserungen hielt man sich auch das ganze Spiel durch nicht zurück. Besonders beliebt: "We hate England". Dazwischen immer wieder ihr Lieblingssong: "City till I die."
Die Orient Fans waren enttäuschend ruhig. Nur als Swansea einen Elfer verschoss, "explodierte" der Stand hinter dem Tor kurz. Schliesslich boten die Swansea Fans ihre Unterstützung an: "Shall we sing a song for you?" fragten sie höhnisch und ernteten immerhin ein "Sheep shagging Bastards, you're only sheep shagging Bastards". Als Swansea in der zweiten Hälfte das hochverdiente Führungstor erzielte, flippten die Waliser kurz aus und skandierten danach minutenlang "1:0 to the Sheep shaggers".
Für den Rest des Spiel sang und stampfte der Swansea-Block geschlossen "Barmy Army" und feierte den viel zu knappen 1:0 Sieg, als hätte City den Cup gewonnen. Das Spiel bot alles, was man sich als neutraler Zuschauer wünschen konnte: eine viel bessere Stimmung als bei manchem Premier League Match (obschon nur 4'200 Zuschauer), je ein Platzverweis, ein verschossener Elfer, reichlich Torchancen (zumindest für Swansea), Tempofussball über die Flügel und voller Körpereinsatz.
Fazit: Swansea Away ist definitiv ein Erlebnis. Generell lohnt sich ein League One-Besuch sowieso. Ob es im nur zu dreiviertel fertigen Stadion von Leyton Orient sein muss, sei dahingestellt. Im Moment nur empfehlenswert, wenn ein stimmgewaltiger Gegner wie Swansea aufwartet. Da gibt es für £ 18 wenigstens auf den Rängen beste Unterhaltung. Balkon-Komödien inbegriffen.