Der kleine Fisch im grossen Geschäft
Verfasst: 08.02.2006, 10:47
8. Februar 2006, Neue Zürcher Zeitung
Der Schweizer Fussball nach der Winterpause (III)
Der kleine Fisch im grossen Geschäft
Basel will den Titel-Hattrick und will im Uefa-Cup Monaco schlagen
«Gut erholt» sei er, sagt Christian Gross eine Woche vor dem Start zur Rückrunde in der Schweizer Meisterschaft, und man fragt sich, wann der FCB-Coach Zeit für Musse gefunden hat. Acht Wochen sind vergangen seit dem Cup- Aus seiner Equipe gegen den FC Zürich, und wieder musste der FC Basel Mutationen im Personalbestand hinnehmen. Zwei Abgänge (Rossi und Müller) galt es zu ersetzen; verschiedene Spieler wurden zum Probetraining eingeladen, zwei davon (Nakata und Majstorovic) genügten. Auch strukturell hat sich der FCB verändert: Mit der Ausgliederung des Profifussballs und der Gründung der FC Basel 1893 AG wird den Anforderungen der Nationalliga Rechnung getragen.
Das Problem, Topleute zu finden
Die Fluktuationen im Meisterteam gehen also weiter: So oft die Spieler umworben werden, so regelmässig geben sie den Avancen nach. Im Sommer haben Christian Gimenez (Marseille) oder Philipp Degen (Dortmund) Basel verlassen, und auch Benjamin Huggel zog es vor, beim Bundesliga-Aufsteiger Frankfurt anzuheuern, statt mit dem FCB in der Champions-League-Qualifikation mitzutun. Gross bleibt nur zu konstatieren, dass «die Bundesliga immer noch eine grosse Faszination ausübt». Nicht immer versteht er die Abwanderer, meistens hält er den Wechsel für verfrüht. Grundsätzlich bedaure er, dass gute Spieler kaum zu halten seien, sagt er. Ein Rezept, um sie angesichts der viel höheren Saläre im Ausland an den Verein zu binden, kennt aber auch er nicht.
Wenig überraschend war der Abgang von Julio Hernan Rossi zu Nantes; der Argentinier hatte nie ein Hehl daraus gemacht, dass er einen Wechsel in eine grössere europäische Liga anstrebt. Unerwartet kam hingegen die Rückkehr von Patrick Müller zu Lyon. Der Innenverteidiger stiess erst vor einem Jahr zum FCB, bekundete am Anfang Mühe, Tritt zu fassen, und schien erst in den letzten Monaten besser in Form zu kommen. Einen Trost dürfte dies darstellen: 4,5 Millionen Franken überwies Lyon für Müller.
Mit dem Verlust des Verteidigers wurden die Probleme in der Achse, die seit dem Abgang von Mario Cantaluppi und mit dem Ausfall des lange verletzten Abwehrpatron Murat Yakin schwächelte, akzentuiert. «Topleute» als Ersatz zu finden, sei schwierig, sagt Gross. Zwar hat der FCB das weitaus grösste Budget aller Schweizer Klubs (30 Mio. Fr.), auf dem internationalen Markt ist er aber nur ein kleiner Fisch. Umso grösser ist die Genugtuung des Coachs über die Verpflichtung zweier Nationalspieler. «Persönlichkeit, Physis und Ehrgeiz» schreibt Gross dem hünenhaften Schweden Daniel Majstorovic und dem Japaner Koji Nakata zu. Als Erfolg wertet er auch die Vertragsverlängerung mit Delgado bis 2008.
Substanz grösser als vor Jahresfrist
Leichte Bewegung gibt es bei einem der beiden «Sorgenkinder»: Der Stürmer Cesar Carignan absolvierte nach einer Verletzung ein Aufbauprogramm in Argentinien und wird zum Rückrundenstart in Basel erwartet. Er ist noch nicht einsetzbar. Ungewiss ist die Zukunft des zweiten, Murat Yakin. Gross erlebt ihn als «ehrgeizig wie nie zuvor», will aber keine Prognose wagen, ob er ins Team zurückkehrt. Grundsätzlich hält Gross die Substanz des Teams «auf die Zukunft ausgerichtet» für grösser als vor einem Jahr. David Degen, aber auch Delgado und die Nachwuchsleute Kuzmanovic und Rakitic verfügten über viel Entwicklungspotenzial.
Für den Saisonschluss kann sich der FCB auf zwei Ziele konzentrieren: im Uefa Cup Monaco eliminieren und Meister werden. Acht Punkte liegt Basel vor dem Zweitklassierten FC Zürich. Die Begegnung der beiden Teams am Sonntag im Letzigrund hat schon wegweisenden Charakter, ob noch einmal ein Hauch Spannung in der Super League aufkommt. Kann der FCB angesichts der vor der Saison formulierten Ziele zufrieden sein mit dem Erreichten? «Ja», findet Gross, «international zu überwintern, ist eine sehr starke Leistung.» Zweifel daran, ob er, der Ehrgeizige, zufrieden sein kann mit dem Saisonverlauf, wischt er weg. «Wir wollen zum dritten Mal in Folge Meister werden. Wann hat das zuletzt ein Schweizer Klub erreicht?»
Christine Steffen
Der Schweizer Fussball nach der Winterpause (III)
Der kleine Fisch im grossen Geschäft
Basel will den Titel-Hattrick und will im Uefa-Cup Monaco schlagen
«Gut erholt» sei er, sagt Christian Gross eine Woche vor dem Start zur Rückrunde in der Schweizer Meisterschaft, und man fragt sich, wann der FCB-Coach Zeit für Musse gefunden hat. Acht Wochen sind vergangen seit dem Cup- Aus seiner Equipe gegen den FC Zürich, und wieder musste der FC Basel Mutationen im Personalbestand hinnehmen. Zwei Abgänge (Rossi und Müller) galt es zu ersetzen; verschiedene Spieler wurden zum Probetraining eingeladen, zwei davon (Nakata und Majstorovic) genügten. Auch strukturell hat sich der FCB verändert: Mit der Ausgliederung des Profifussballs und der Gründung der FC Basel 1893 AG wird den Anforderungen der Nationalliga Rechnung getragen.
Das Problem, Topleute zu finden
Die Fluktuationen im Meisterteam gehen also weiter: So oft die Spieler umworben werden, so regelmässig geben sie den Avancen nach. Im Sommer haben Christian Gimenez (Marseille) oder Philipp Degen (Dortmund) Basel verlassen, und auch Benjamin Huggel zog es vor, beim Bundesliga-Aufsteiger Frankfurt anzuheuern, statt mit dem FCB in der Champions-League-Qualifikation mitzutun. Gross bleibt nur zu konstatieren, dass «die Bundesliga immer noch eine grosse Faszination ausübt». Nicht immer versteht er die Abwanderer, meistens hält er den Wechsel für verfrüht. Grundsätzlich bedaure er, dass gute Spieler kaum zu halten seien, sagt er. Ein Rezept, um sie angesichts der viel höheren Saläre im Ausland an den Verein zu binden, kennt aber auch er nicht.
Wenig überraschend war der Abgang von Julio Hernan Rossi zu Nantes; der Argentinier hatte nie ein Hehl daraus gemacht, dass er einen Wechsel in eine grössere europäische Liga anstrebt. Unerwartet kam hingegen die Rückkehr von Patrick Müller zu Lyon. Der Innenverteidiger stiess erst vor einem Jahr zum FCB, bekundete am Anfang Mühe, Tritt zu fassen, und schien erst in den letzten Monaten besser in Form zu kommen. Einen Trost dürfte dies darstellen: 4,5 Millionen Franken überwies Lyon für Müller.
Mit dem Verlust des Verteidigers wurden die Probleme in der Achse, die seit dem Abgang von Mario Cantaluppi und mit dem Ausfall des lange verletzten Abwehrpatron Murat Yakin schwächelte, akzentuiert. «Topleute» als Ersatz zu finden, sei schwierig, sagt Gross. Zwar hat der FCB das weitaus grösste Budget aller Schweizer Klubs (30 Mio. Fr.), auf dem internationalen Markt ist er aber nur ein kleiner Fisch. Umso grösser ist die Genugtuung des Coachs über die Verpflichtung zweier Nationalspieler. «Persönlichkeit, Physis und Ehrgeiz» schreibt Gross dem hünenhaften Schweden Daniel Majstorovic und dem Japaner Koji Nakata zu. Als Erfolg wertet er auch die Vertragsverlängerung mit Delgado bis 2008.
Substanz grösser als vor Jahresfrist
Leichte Bewegung gibt es bei einem der beiden «Sorgenkinder»: Der Stürmer Cesar Carignan absolvierte nach einer Verletzung ein Aufbauprogramm in Argentinien und wird zum Rückrundenstart in Basel erwartet. Er ist noch nicht einsetzbar. Ungewiss ist die Zukunft des zweiten, Murat Yakin. Gross erlebt ihn als «ehrgeizig wie nie zuvor», will aber keine Prognose wagen, ob er ins Team zurückkehrt. Grundsätzlich hält Gross die Substanz des Teams «auf die Zukunft ausgerichtet» für grösser als vor einem Jahr. David Degen, aber auch Delgado und die Nachwuchsleute Kuzmanovic und Rakitic verfügten über viel Entwicklungspotenzial.
Für den Saisonschluss kann sich der FCB auf zwei Ziele konzentrieren: im Uefa Cup Monaco eliminieren und Meister werden. Acht Punkte liegt Basel vor dem Zweitklassierten FC Zürich. Die Begegnung der beiden Teams am Sonntag im Letzigrund hat schon wegweisenden Charakter, ob noch einmal ein Hauch Spannung in der Super League aufkommt. Kann der FCB angesichts der vor der Saison formulierten Ziele zufrieden sein mit dem Erreichten? «Ja», findet Gross, «international zu überwintern, ist eine sehr starke Leistung.» Zweifel daran, ob er, der Ehrgeizige, zufrieden sein kann mit dem Saisonverlauf, wischt er weg. «Wir wollen zum dritten Mal in Folge Meister werden. Wann hat das zuletzt ein Schweizer Klub erreicht?»
Christine Steffen