Sensation auf dem Kartoffelacker
Verfasst: 09.01.2006, 14:31
[size=-1] SPIEGEL ONLINE - 09. Januar 2006, 14:41
URL: http://www.spiegel.de/sport/fussball/0,1518,394227,00.html [/size] [size=-1]
Fünftligist Burton
Sensation auf dem Kartoffelacker
Von Pavo Prskalo [/size]
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Sie waren die Überraschung des englischen FA-Pokals: Die Amateurkicker von Burton Albion. Sie stellten dem großen Manchester United mit Kampf und Leidenschaft ein Bein und verdienten sich ein Rückspiel in Old Trafford. Fans und Spieler freuen sich, nur der Gästecoach ist genervt.
[/size] [size=-1]Schon in der regulären Spielzeit hatte er herausragend gehalten und viele Chancen des Gegners zunichte gemacht. Doch als Saul Deeney, Torwart von Fünftligist Burton Albion, in der Nachspielzeit den platzierten Schuss von Manchesters Profi Richard Jones parierte, wurde er endgültig zum Helden des Abends. 6200 Fans skandierten seinen Namen, sieben davon besonders laut: Der Großteil von Deeneys neun Brüdern war live im Stadion - und stolz auf ihren Fußball spielenden Verwandten.
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[size=-2]Albion-Kapitän Stride: Respektlos aufgespielt[/size]
[size=-1]Das 0:0 im FA-Cup war für die sieben aber nicht ohne Ironie. Denn eigentlich sind die Brüder "ManU"-Fans, und verloren hatte ManU ja nicht, auch wenn sich das Unentschieden bei den unterklassigen Amateuren wie eine Niederlage anfühlte. In neun Tagen werden sie erneut abwägen müssen, wem sie die Daumen drücken sollen: dem Bruder oder United? Dann treffen beide Teams im Wiederholungsspiel aufeinander. Diesmal nicht im kleinen Pirelli-Stadion in Burton, sondern im legendären Old Trafford, dem "Theatre of dreams" mit Platz für 67.000 Zuschauer. "Old Trafford, wir kommen", schrie Keeper Deeney nach dem Unentschieden seinen Brüdern auf der Tribüne zu. Das englische Fernsehen wird das Spiel live übertragen, 500.000 Pfund für die Live-Übertragung sind dem Amateurverein sicher. 300.000 Pfund gab es für die erste Partie.
Das Geld haben sich die Jungs von Coach Nigel Clough, Sohn der englischen Trainerlegende Brian Clough, wahrlich verdient. Von Beginn an spielten sie respektlos auf, in der ersten Spielminute setzte John Sedgemore, knochenharter Abräumer, gleich ein Zeichen und rannte Gegenspieler Kieran Richardson um. Einzig Clough schien nervös, bereits nach sechs gespielten Minuten drehte er sich auf seiner Trainerbank zum ersten Mal um und fragte: "Wie lange geht's noch?"
"Ich habe mich nie so stolz gefühlt"
Aber er musste sich keine Sorgen machen. In der ersten Hälfte war zwischen den Mannschaften, die 104 Tabellenränge trennen, kein Klassenunterschied erkennbar. Burton hatte sogar leichte Vorteile, was den Coach unglaublich stolz machte. "Wir waren großartig. Ich hätte nie gedacht, dass wir eine Chance gegen sie haben, aber jetzt haben wir ein Remis erreicht und dürfen nach Manchester fahren", sagte Clough dem "Mirror".
Der Club-Vorsitzende Ben Robinson war begeistert von seinem Team. "Ich bin nun 30 Jahre in diesem Verein. Nie habe ich mich so stolz gefühlt", so Robinson. Für den 1950 gegründeten Club ist es der größte Erfolg der Vereinsgeschichte.
Für den kämpften die Akteure des Fünftligisten hart. Besonders Kapitän Darren Stride, im Hauptberuf auf der Baustelle tätig, verdiente sich Bestnoten. Stürmer John Shaw hätte nach einem Kopfball in der 14. Minute sogar fast die Führung für die Amateure besorgt, doch Phil Bardsley konnte auf der Linie klären. Eine Minute vor der Halbzeit rettete Bardsley erneut auf der Torlinie.
ManU schont seine Stammspieler
Erst in der zweiten Hälfte kam Manchester, das auf die Stammkräfte Ruud van Nistelrooy, Ryan Giggs und Rio Ferdinand verzichtete, auf dem schwer ramponierten Rasen besser ins Spiel. Besonders die eingewechselten Wayne Rooney und Cristiano Ronaldo sorgten für Druck.
"Ich dachte bei den Einwechslungen: Jetzt kommt die Gefahr, doch meine Jungs haben nicht aufgegeben", erklärte Clough. Er habe seinen Jungs in der Halbzeit gesagt, "dass sich niemand an die phantastische erste Hälfte erinnern wird, wenn wir jetzt nicht so weiterspielen". Die Innenverteidiger Darren Tinson und Sedgemore warfen sich dementsprechend immer wieder in die Schüsse der "ManU"-Angreifer Saha, Solskjaer und Rooney und retteten das torlose Remis. "In der zweiten Halbzeit wirkte es, als wären wir drei Stunden unter Dauerbeschuss", gestand Clough.
Am Ende der Partie applaudierten sogar die mitgereisten United-Fans der Truppe von Clough. Nur einer war genervt: Manchester Trainer Alex Ferguson. Er wollte die Leistung der Underdogs nicht so recht anerkennen. "Sie waren nicht wirklich eine Gefahr für uns. Die Fans haben ja jeden Angriff bejubelt, als wäre ein Tor gefallen. Wir sind noch im Pokal - das ist die Hauptsache", tat der 61-Jährige nach Spielende kund.
Den Albion-Fans und den Brüdern von Keeper Deeney wird das egal sein. Sie werden sich am 18. Januar auf den Weg ins 120 Kilometer entfernte Manchester machen. Im Durchschnitt kommen rund 1300 Fans zu den Heimspielen der Albions. Im Old Trafford werden es einige mehr sein - und ganz England wird den Amateuren die Daumen drücken in der Hoffnung auf eine neue Sensation.[/size]
URL: http://www.spiegel.de/sport/fussball/0,1518,394227,00.html [/size] [size=-1]
Fünftligist Burton
Sensation auf dem Kartoffelacker
Von Pavo Prskalo [/size]
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Sie waren die Überraschung des englischen FA-Pokals: Die Amateurkicker von Burton Albion. Sie stellten dem großen Manchester United mit Kampf und Leidenschaft ein Bein und verdienten sich ein Rückspiel in Old Trafford. Fans und Spieler freuen sich, nur der Gästecoach ist genervt.
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[size=-2]Albion-Kapitän Stride: Respektlos aufgespielt[/size]
[size=-1]Das 0:0 im FA-Cup war für die sieben aber nicht ohne Ironie. Denn eigentlich sind die Brüder "ManU"-Fans, und verloren hatte ManU ja nicht, auch wenn sich das Unentschieden bei den unterklassigen Amateuren wie eine Niederlage anfühlte. In neun Tagen werden sie erneut abwägen müssen, wem sie die Daumen drücken sollen: dem Bruder oder United? Dann treffen beide Teams im Wiederholungsspiel aufeinander. Diesmal nicht im kleinen Pirelli-Stadion in Burton, sondern im legendären Old Trafford, dem "Theatre of dreams" mit Platz für 67.000 Zuschauer. "Old Trafford, wir kommen", schrie Keeper Deeney nach dem Unentschieden seinen Brüdern auf der Tribüne zu. Das englische Fernsehen wird das Spiel live übertragen, 500.000 Pfund für die Live-Übertragung sind dem Amateurverein sicher. 300.000 Pfund gab es für die erste Partie.
Das Geld haben sich die Jungs von Coach Nigel Clough, Sohn der englischen Trainerlegende Brian Clough, wahrlich verdient. Von Beginn an spielten sie respektlos auf, in der ersten Spielminute setzte John Sedgemore, knochenharter Abräumer, gleich ein Zeichen und rannte Gegenspieler Kieran Richardson um. Einzig Clough schien nervös, bereits nach sechs gespielten Minuten drehte er sich auf seiner Trainerbank zum ersten Mal um und fragte: "Wie lange geht's noch?"
"Ich habe mich nie so stolz gefühlt"
Aber er musste sich keine Sorgen machen. In der ersten Hälfte war zwischen den Mannschaften, die 104 Tabellenränge trennen, kein Klassenunterschied erkennbar. Burton hatte sogar leichte Vorteile, was den Coach unglaublich stolz machte. "Wir waren großartig. Ich hätte nie gedacht, dass wir eine Chance gegen sie haben, aber jetzt haben wir ein Remis erreicht und dürfen nach Manchester fahren", sagte Clough dem "Mirror".
Der Club-Vorsitzende Ben Robinson war begeistert von seinem Team. "Ich bin nun 30 Jahre in diesem Verein. Nie habe ich mich so stolz gefühlt", so Robinson. Für den 1950 gegründeten Club ist es der größte Erfolg der Vereinsgeschichte.
Für den kämpften die Akteure des Fünftligisten hart. Besonders Kapitän Darren Stride, im Hauptberuf auf der Baustelle tätig, verdiente sich Bestnoten. Stürmer John Shaw hätte nach einem Kopfball in der 14. Minute sogar fast die Führung für die Amateure besorgt, doch Phil Bardsley konnte auf der Linie klären. Eine Minute vor der Halbzeit rettete Bardsley erneut auf der Torlinie.
ManU schont seine Stammspieler
Erst in der zweiten Hälfte kam Manchester, das auf die Stammkräfte Ruud van Nistelrooy, Ryan Giggs und Rio Ferdinand verzichtete, auf dem schwer ramponierten Rasen besser ins Spiel. Besonders die eingewechselten Wayne Rooney und Cristiano Ronaldo sorgten für Druck.
"Ich dachte bei den Einwechslungen: Jetzt kommt die Gefahr, doch meine Jungs haben nicht aufgegeben", erklärte Clough. Er habe seinen Jungs in der Halbzeit gesagt, "dass sich niemand an die phantastische erste Hälfte erinnern wird, wenn wir jetzt nicht so weiterspielen". Die Innenverteidiger Darren Tinson und Sedgemore warfen sich dementsprechend immer wieder in die Schüsse der "ManU"-Angreifer Saha, Solskjaer und Rooney und retteten das torlose Remis. "In der zweiten Halbzeit wirkte es, als wären wir drei Stunden unter Dauerbeschuss", gestand Clough.
Am Ende der Partie applaudierten sogar die mitgereisten United-Fans der Truppe von Clough. Nur einer war genervt: Manchester Trainer Alex Ferguson. Er wollte die Leistung der Underdogs nicht so recht anerkennen. "Sie waren nicht wirklich eine Gefahr für uns. Die Fans haben ja jeden Angriff bejubelt, als wäre ein Tor gefallen. Wir sind noch im Pokal - das ist die Hauptsache", tat der 61-Jährige nach Spielende kund.
Den Albion-Fans und den Brüdern von Keeper Deeney wird das egal sein. Sie werden sich am 18. Januar auf den Weg ins 120 Kilometer entfernte Manchester machen. Im Durchschnitt kommen rund 1300 Fans zu den Heimspielen der Albions. Im Old Trafford werden es einige mehr sein - und ganz England wird den Amateuren die Daumen drücken in der Hoffnung auf eine neue Sensation.[/size]