Costanzo bringt auch Kritik nicht aus der Ruhe
ZAGREB – Er geht seinen eigenen Weg. Er strotzt vor Selbstbewusstsein. Aber er braucht nur wenige Worte. Heute steht FCB-Goalie Franco Costanzo (26) in Zagreb im Mittelpunkt.

FCB-Goalie Costanzo zeigte in dieser Saison unglaubliche Reflexe. (Toto Marti)
Mit einem positiven Resultat kann der FCB im zweiten Gruppenspiel gegen Dinamo Zagreb schon heute den Grundstein für ein Weiterkommen im Uefa-Cup legen. Garantien, trotz Favoritenrolle, hat der FCB nicht. Aber mit Costanzo (26) einen sicheren Wert in seinen Reihen.
Der Sonderflug «Hamburg International» landete gestern pünktlich in Zagreb. Langsam schlenderten die Bebbi Richtung Passkontrolle. Einige, wie Fabian Frei und Ivan Ergic, alberten herum. Andere unterhielten sich oder hörten Musik am iPod wie Daniel Majstorovic. Etwas abseits, ganz für sich allein, in Gedanken versunken, stand Costanzo in die Reihe der Wartenden.
Meistens hat der Gaucho ein Buch bei sich. Auf Reisen – und wann immer es die Zeit erlaubt – paukt Franco
Spanisch im Fernstudium. Fünf Prüfungen fehlen dem angehenden Akademiker zum Abschluss. Und in Basel
besucht der intelligente Keeper mit Partnerin Carla, einer Wirtschaftsstudentin, noch Deutschkurse. «Er kann schon recht gut Deutsch», so Basels Goalietrainer Romain Crevoisier.
Costanzo ist als Sohn eines Gynäkologen in Rio Cuarto aufgewachsen. Sein Grossvater war aus Sizilien nach Südamerika ausgewandert. Deshalb hat der FCB-Goalie neben dem argentinischen auch den EU-Pass. Mit 15 zog es ihn nach Buenos Aires, wo er bei River Plate ausgebildet wurde.
Als 20-Jähriger hatte er erste Einsätze im Fanionteam, und hätte er deshalb nicht sein Studium abgebrochen, wäre er wohl Arzt in dritter Generation geworden. Nach fünf Saisons wechselte er nach Spanien zu Alaves und im Sommer 2006 zum FCB.
Im Team geniesst Franco hohes Ansehen. Nicht nur wegen seinen Leistungen. Zwar redet er nicht viel. Wenn er aber etwas sagt, hat es Hand und Fuss, so der Tenor der Teamkollegen. Er gehört neben Ergic, Streller, Huggel und Zanni auch mit Daniel Majstorovic zum erweiterten Mannschaftsrat.
Hand und Fuss hat auch das, was er auf dem Platz macht. Auch wenn ihm seine Art, wie er durch den Strafraum stolziert, oft als Arroganz ausgelegt wird.
«Ich habe meinen Stil. In Südamerika spielen die Torhüter so.» Er spricht dabei seine oft riskant scheinenden Ausflüge an. Es ist nicht Arroganz, nur Selbstbewusstsein. Es gibt in der Liga derzeit wohl keinen anderen Torhüter, der im Eins-Gegen-Eins so stark ist. Und keinen, der solche Reflexe hat. «Das stimmt», bestätigt Crevoisier, «das Wichtigste ist aber seine Ruhe – die macht ihn stark.»
6 Mal hielt der Keeper in 12 Ligapartien den FCB hinten schadlos. Und auch im Europacup blieb sein Kasten in 5 Partien dreimal rein. Der 3-Millionen-Mann besticht derzeit mit Sicherheit. Schafft er heute Saison-Shutout Nummer 10?
In der Ruhe liegt die Kraft, sagt man. Und die muss er sprichwörtlich mit dem Löffel gegessen haben. Es gibt wenig bis nichts, was ihn aus der Ruhe bringt. Auch nicht Kritik. Und die hagelte es im Sommer 2006. Der Nachfolger von Zuberbühler patzte am Laufmeter. Diese Dinge habe er gar nicht gelesen. Das sei ihm egal, denn er wisse selber, wann er Fehler gemacht hat.
Genauso gleichgültig reagiert er auf positives Feedback. Auf die Frage, ob es noch eine Steigerung seiner starken Form gibt, sagte der Frauenschwarm gestern: «Bin ich in brillanter Form? Oh, danke.»