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«Zuberbühler ist im WM-Hoch»
Reto Aebi verfolgt die WM-Spiele aus der Ferne am Bildschirm mit. Kritisch nimmt der Torhütertrainer der Frauen-Nationalteams die Leistung von Pascal Zuberbühler unter die Lupe und hat Grund zur Freude.
Francisco Rodríguez
«Als Nationaltrainer und Schweizer Fan freue ich mich natürlich gleich doppelt über den Sieg gegen Togo», schmunzelt Reto Aebi. Die Partie hat er sich auf einer Grossleinwand im emmentalischen Huttwil-Schwarzenbach angeschaut, wo der Torhütertrainer der Schweizer U17-Juniorinnen zweimal pro Woche die besten nationalen Goalie- talente betreut.
Notiert habe er sich wie immer alle Szenen, welche die Torhüter betreffen. «Agassa hat eine Weltklasseleistung gezeigt», lobt Aebi die Leistung des togolesischen Nationalgoalies. «An den beiden Gegentoren trifft ihn keine Schuld.» Auch Zuberbühler attestiert er eine sehr gute, wenn auch nicht ganz fehlerfreie Leistung.
Spiele im Archiv
Seit sechs Jahren schaut sich der Worbener regelmässig Spiele der Champions League, EM- und WM-Partien an und kann inzwischen auf ein umfangreiches Archiv zurückgreifen. Auf seinen vorgedruckten Blättern hält er zum Beispiel alle Rückpässe zum Torhüter fest, notiert die Schüsse, Paraden, Flanken und Tore.
Die detaillierten Unterlagen liefern dem Torhütertrainer wichtige Erkenntnisse für seine Arbeit. Denn eines sei sicher: «Fehler macht jeder Goalie, was mir immer wieder Handlungsbedarf aufzeigt.» Sogar Weltklassetorhüter bleiben davon nicht verschont, auch wenn einige während des Spiels vom Grossteil der Matchbetrachter nicht bemerkt würden.
Zubi unterlaufen drei Fehler
«Ich teile sie in drei Kategorien ein», erklärt der Seeländer. Die erste betreffe Feinheiten. «So genannte technische Fehler. Der Torhüter hat zwar den Schuss pariert. Technisch einwandfrei ist die Aktion aber deswegen nicht.»
Bei den Fehlern der zweiten Kategorie handle es sich um «Blackouts», die schwere Folgen haben können. Zum Beispiel wenn ein Torhüter nach einem Rückpass den Ball nicht richtig treffe und dieser dann hinter ihm ins leere Tor kullere. Schliesslich gabe es noch jene Fehler, die deshalb entstünden, weil ein Torhüter einfach überfordert sei und nicht über das notwendige Rüstzeug verfüge, um beispielsweise Flankenbälle zu behändigen. Drei leichte Fehler habe der aufmerksame Seeländer bei Zuberbühlers Auftritt gezählt, daneben aber auch zahlreiche geglückte Aktionen. «Zubi ist im WM-Hoch», freut sich Aebi darüber, dass der oft kritisierte FC-Basel-Keeper in Deutschland seinen Mann steht. Bereits vor Ablauf der 1. Minute zeichnete sich der Schweizer Nationaltorhüter aus, als er an der Strafraumgrenze vor dem heranspurtenden Kader klärte. «Zubi stand hoch und kam deshalb an den Ball.» Es sei eine Stärke von Zuberbühler, wie er seine Abwehr nach vorne schicke und damit die Räume des Gegners eng gemacht würden. Weniger Freude kam bei Aebi in der 84. Minute auf, als der Goalie einen Flankenball erst im zweiten Nachfassen am Boden behändigen konnte. «Da hat die Koordination im Absprung nicht gestimmt.» Zuberbühler sei in Rücklage geraten. Schwächen zeigte Zubi bei zwei anderen Flanken. «Das wars aber auch schon», stellt ihm Aebi ein gutes Zeugnis aus.
Mit Zubi ins Viertelfinal
Reto Aebi weiss, dass viel Druck auf Zuberbühlers Schultern lastet. «Er wurde oft kritisiert, hat aber inzwischen zu seiner Sicherheit zurückgefunden. Es ist wichtig, dass er seine Leistung konsolidiert und auf diesem Niveau weiterspielen kann.» Der Torhütertrainer ist überzeugt, dass die Schweiz mit einem Zubi in WM-Hochform in die Viertelfinals vorstossen wird.