FCB: Finanziell gesund und abhängig
DIE JAHRESRECHNUNG ZEIGT: OHNE GIGI OERI WÄRE DIE VORWÄRTSSTRATEGIE NICHT MÖGLICH

Die FCB-Führung an der gestrigen Generalversammlung. Marketingchef Werner Schmid, die neue Präsidentin Gigi Oeri, der abgetretene Präsident Werner Edelmann und Finanzchef Mathieu Jaus (von links nach rechts). Foto Stefan Holenstein
Christoph Kieslich
Der Geschäftsbericht des FC Basel für das Jahr 2005 gewährt einen tiefen Einblick in die Finanzlage des Vereins. Neu in verantwortliche Positionen des Vereins und der neuen Profi-AG wurden von der gestrigen Generalversammlung Nachwuchschef Peter Knäbel sowie Chefscout Ruedi Zbinden gerückt.
«Für Schweizerische Verhältnisse ist das eine einmalige Offenheit», findet Finanzchef Mathieu Jaus. Der FC Basel bildet in bisher nicht gekannter Transparenz ab, dass ausser den 470000 Franken, die die FC Basel Marketing AG zur Verlustabdeckung an den Verein überwiesen hat, fünf Millionen Franken aus der privaten Kasse von Gigi Oeri an den Verein geflossen sind. Von jener Frau also, die mit 89 Prozent auch Mehrheitsaktionärin der Marketing AG ist.
Dieser Betrag deckt zum einen die Lücke, die durch das Verpassen der Champions League entstanden war, soll aber auch als Absicherung für die nahe Zukunft dienen. «Es ist wichtig», beschreibt Jaus den offensiven Umgang mit der Herkunft dieser Zuwendung, «dass die Öffentlichkeit sieht, in welcher Abhängigkeit wir zu Frau Oeri stehen. Es braucht Schmiermittel für das Getriebe, sonst wäre zum Beispiel ein Majstorovic-Transfer nicht möglich. Der FC Basel braucht die Lebensversicherung von Frau Oeri.» Ohne sie wäre das Risiko zu hoch, ansonsten, so Jaus, sei die Chance, international etwas zu erreichen, «massiv kleiner».
Konsolidiert. Die generelle finanzielle Situation des Vereins bezeichnet Jaus als «auf hohem Niveau konsolidiert». 25,5 Millionen Franken betrug 2005 die Bilanzsumme, 38,2 Millionen wurden erwirtschaftet und die flüssigen Mittel betrugen zum Jahresende 13,7 Millionen. 1998, als er in den Vorstand des FCB eintrat, habe er «nie damit gerechnet, einmal mit solchen Zahlen zu jonglieren». Beredtes Beispiel für die Entwicklung sind auch die Personalausgaben (siehe Grafik).
Die Summen werden werden weiter wachsen, wenn künftig die im Februar installierte FC Basel 1893 AG ihren Abschluss vorlegen wird. Dann fliessen die Transferwerte der Spieler aus der Marketing AG mit ein, die über drei Jahre abgeschrieben werden müssen und gegen sieben Millionen Franken betragen. Dazu kommen künftige Ablösebeträge oder aber Transferausgaben hinzu.
DISKREPANZ. Bemerkenswert sind die Erhebungen des FC Basel zu seinen Zuschauerzahlen: 29209 Besucher (übrige Super-League-Clubs: 7774) sahen im Schnitt die Heimspiele, was einen marginalen Rückgang von 3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr bedeutet. Markant fällt er dagegen bei den internationalen Spielen aus: 18917 bedeuten 12 Prozent weniger als im Jahr zuvor (21595) und sogar 27 Prozent weniger als in der Saison 2003/04.
Die grösste Sorge bereitet dem FCB allerdings die Diskrepanz zwischen verkauften Tickets und effektiv anwesenden Zuschauern. Pro Spiel waren das 6363 oder rund 22 Prozent. «Ein im internationalen Vergleich sehr hoher Wert», wie der FCB in seinem Bericht festhält, was auf «äusserst attraktive Jahreskartenpreise» sowie ein «gewisses Sättigungsgefühl» zurückgeführt wird. Mit 24042 Jahreskarten wurde der Vorjahreswert (24473) fast wieder erreicht; die Bestmarke liegt bei 25917 aus dem Jahr 2004.
Insgesamt 7,8 Millionen Franken hat der FCB für die Organisation seiner Heimspiele (18 nationale, 5 internationale) ausgegeben, die Kosten pro Zuschauer haben sich von 13.50 auf 15.15 Franken erhöht. Seine Markting- und Sponsoringerträge (4,8 Millionen) hat der FCB wiederum erhöht.
EHRENMITGLIED. Der scheidende Präsidenten Werner Edelmann («Mein rotblaues Herz hat vier Jahre lang einen Höhenflug erlebt») bezeichnet den FC Basel als Vorbild für andere Schweizer Clubs: «Er wird visionär verwaltet, und ich bin auch vom neuen Konstrukt überzeugt.» Als Dank für seine vierjährige Arbeit wurde Edelmann gestern am Ende einer einmütigen Versammlung zum Ehrenmitglied ernannt - und erhielt den letzten langen Beifall des Abends.
Der neue Vorstand des FC Basel 1893
Präsidentin: Gigi Oeri. Weitere Vorstandsmitglieder: Mathieu S. Jaus (Finanzen), Werner Schmid (Marketing), Bernhard Heusler (Rechtsfragen). Neu: Peter Knäbel (Nachwuchs).
Der designierte Verwaltgungsrat der AG
Der FCB-Vorstand ist von den Mitgliedern ermächtigt worden, Gigi Oeri, Mathieu S. Jaus, Werner Schmid, Bernhard Heusler sowie neu Peter Knäbel und Ruedi Zbinden als Mitglieder des Verwaltungsrates der FC Basel 1893 AG zu wählen. Eindrücklich. Der FCB gibt jedes Jahr mehr Geld für sein Personal aus. Quelle FC Basel