«Es hat sich nicht genügend verändert»
Langsam kommt die Wahrheit ans Licht: Im BaZ-Interview präzisiert FCB-Sportdirektor Georg Heitz die Gründe des überraschenden und aufwühlenden Trainerwechsels.
Von Marcel Rohr
Auch für Georg Heitz war es *keine Woche wie jede andere. Bei der Freistellung von Heiko Vogel wirkte der Sportdirektor des FC Basel an vorderster Front mit. Und wie die gesamte Clubleitung mit Präsident Bernhard Heusler an der Spitze wurde auch Heitz, der 42-jährige Therwiler mit BaZ-Vergangenheit, für seine defensive Kommunikation getadelt. «Das müssen wir aushalten», sagt er dazu, «die schönen Zeiten mit den vielen Titeln haben wir ja auch gerne genommen.»
Im Interview mit der BaZ präzisiert Heitz nun einige Gründe, die zum Trainerwechsel im St.-Jakob-Park geführt haben. Beim Gespräch ist die *Absicht spürbar, dass Heiko Vogels * Ruf nicht beschädigt werden soll. Es schimmert jedoch auch durch, dass das Verhältnis der beiden Parteien – hier Clubführung, da Trainer – zunehmend belastet war. Es drohte der gemeinsame Weg in die Sackgasse. Am letzten Wochenende jedoch ging der FCB in die Offensive und verpflichtete in Rekordzeit Murat Yakin. Von ihm erwartet Heitz nun, dass die Meisterkicker ab sofort wieder mehr Leidenschaft auf den Platz bringen. Yakin soll neue Reizpunkte setzen und die Mannschaft aus der «Komfortzone» holen – dies ein Seitenhieb an Yakins Vorgänger Vogel.
Georg Heitz, die FCB-Clubführung wurde im Zuge der Freistellung von Heiko Vogel von vielen Seiten kritisiert. Hat Sie das eher überrascht oder enttäuscht?
Weder noch. Wir haben mit negativen Reaktionen gerechnet, weil wir am Montag bewusst zurückhaltend kommunizierten *– in erster Linie aus Respekt vor Heiko Vogel und seinen Leistungen, die er erbracht hat; und auch, weil es nicht darum ging, mit Heiko Vogel in irgendeiner Art «abzurechnen». Nachdem sich der erste Sturm gelegt hatte, gab es auch zunehmend verständnisvolle Reaktionen.
Hat die Clubleitung die Hintergründe nicht zu defensiv erklärt?
Das ist Ansichtssache. Aus der Optik Heiko Vogels war die Kommunikation sicher nicht zu defensiv, aus Optik des informationssuchenden Fans natürlich schon. Für die Medien war unser Auftritt sicher unbefriedigend, weil sie immer alles wissen wollen. Über allem stand aber das Wohl des FC Basel. Mit ein bisschen Abstand betrachtet, sage ich: Ich denke, wir haben es richtig gemacht.
Was sprach gegen eine offenere Darstellung der Gründe?
Wir hätten einen Stilbruch begangen. Es ist nicht unsere Art, öffentlich über Angestellte und interne Entscheidungsprozesse zu diskutieren.
Aber es ist Ihnen am Montag nicht entscheidend gelungen, ein breiteres Verständnis zu schaffen.
Ja, da muss ich Ihnen recht geben. Wir wollten den Entschluss möglichst lange geheim halten. Deshalb war der Überraschungseffekt umso grösser, da fällt schnell das Wort «Schock».
Wann fiel der definitive Entscheid gegen Heiko Vogel?
Am letzten Samstag an einer Ver*waltungsratssitzung des FCB. Der Entscheid fiel einstimmig.
Wäre Heiko Vogel auch freigestellt worden, wenn Murat Yakin nicht auf dem Markt gewesen wäre?
Ja.
Das sagt sich leicht…
Das sagt sich nicht leicht, das ist so.
Fand die entscheidende Analyse über den Ist-Zustand mit Vogel vor, während und nach den beiden verlorenen Playoff-Spielen gegen Cluj statt?
Das muss man als rollenden Prozess betrachten. Wir unterhalten uns *permanent mit den Beteiligten, wir tauschen uns nach jedem Match aus, analysieren die Lage und fragen uns: Gibt es grundsätzliche Dinge, die falschlaufen? Es gab schon weit vor den Spielen gegen Cluj Situationen, in denen wir uns mit Heiko Vogel nicht einig waren. Natürlich kommt das immer wieder mal vor, das wird auch mit Murat Yakin so sein – eine gesunde Streitkultur ist unabdingbar für den Erfolg. Aber unser Entscheid basierte nicht auf Resultaten, auch nicht nach dem Ausscheiden gegen Cluj.
Sondern?
Die Leistungen und die Entwicklungsperspektiven der Mannschaft haben uns nicht mehr überzeugt. Gegen * Cluj kann man ausscheiden, aber es geht um die Art, wie man sich präsentiert.
Welchen Hauptvorwurf machen Sie Heiko Vogel?
Wir hatten in einigen Bereichen seiner Führung Defizite ausgemacht.
Genauer bitte!
Die Details haben wir Heiko Vogel mitgeteilt.
Wann haben Sie hinter Vogels Führungsstil erstmals Fragezeichen gesetzt?
Das war im letzten Teil der Saison 2011/12. Doch solange man gewinnt, ist im Fussball im Grundsatz eben *alles richtig.
Sie sind sehr vage in Ihren Aussagen.
Das mögen Sie so empfinden. Unser Stil bleibt es, Interna nicht nach aussen zu tragen. Aber vor ein paar Wochen haben Bernhard Heusler (der Präsident, die Red.) und ich Heiko Vogel ganz konkret auf ein paar Punkte angesprochen, die uns missfallen haben. Wir teilten ihm mit, dass wir es wünschen, dass er ein paar Dinge ändert.
Wie ging es dann weiter?
Es hat sich nicht genügend verändert.
Bernhard Heusler äusserte den Wunsch, Murat Yakin solle seine privaten Einkäufe in der Basler Innenstadt tätigen. War Vogel zu oft in Deutschland?
Vogel hatte seinen Lebensmittelpunkt am Tegernsee. Darüber waren wir nicht nur glücklich, auch wenn er in Oberwil eine Wohnung hatte. Dies haben wir ihm mitgeteilt.
Gab es Disziplinlosigkeiten im Team?
Disziplin ist ein weiter Begriff.
Wir denken an die Disziplin während der Trainingsarbeit. War alles etwas zu locker? Im Januar im Trainingslager in Marbella fiel auf, dass die Spieler mit ihren iPhones auf den Platz liefen…
Das ist Ihre Beobachtung und Ihre Interpretation.
Und trotzdem soll Vogels Umgangston mit den Spielern in dieser Saison zunehmend negativ geworden sein.
Sehen Sie, das ist so eine Frage, die das Innenleben betrifft und deshalb intern bleiben soll.
An Presseterminen trat Vogel zuweilen forsch und besserwisserisch auf. Wurde er darauf hingewiesen?
Ja, das haben wir thematisiert, zusammen mit dem entsprechenden Profi, Josef Zindel, unserem Kommunikationschef. Fairerweise muss ich sagen: Heiko Vogel ist ein junger Trainer, der mit seinen Erfolgen durch die Decke schoss. Widerstände kannte er zunächst gar nicht. Ich denke, Vogel wurde von den Medien nicht immer fair behandelt. Aber auch das gehört zum Geschäft, da muss man am Morgen nach der Zeitungslektüre auch mal in die Tischkante beissen.
Wie hat die Clubleitung das Zusammenspiel zwischen Heiko Vogel und dem übrigen Trainerstab wahrgenommen, * kam von dieser Seite Kritik auf?
Assistent Marco Walker arbeitet sehr seriös und vor allem: Er ist loyal. Schon zu Zeiten von Thorsten Fink kamen ab und zu Spannungen auf. Das ist normal. Ich möchte es so formulieren: Die Stimmung im Trainerstab war auch schon fröhlicher als zuletzt – was auch logisch ist, wenn man im Mai noch das Double gefeiert hat und dann sportlich schwierigere Zeiten erlebt. Aber ein Zerwürfnis gab es nicht.
Das komplette Interview lesen Sie in der Basler Zeitung von heute Samstag.
(Basler Zeitung)
http://www.fcbforum.ch/forum/newreply.p ... &p=1268538