Von Mark van Huisseling
Gisela «Gigi» Oeri findet eigentlich, sie sei normal geblieben, obwohl sie einen Fussballklub und einen Privatjet hat.

«Man soll mich von mir aus in diesem Taucheranzug begraben.» (Bild: Maurice Haas)
«Ich hab was Lustiges über Sie gelesen, aber ich bin immer misstrauisch, wenn etwas Lustiges in der Zeitung steht.» u2013 «Das bin ich auch.» u2013 «Manchmal laufen Sie mit Perücke durch Basel, damit niemand Sie erkenne, stand in der Berliner Zeitung.» u2013 «Hab ich nicht so gesagt. Ich hab gesagt, manchmal überleg ich mir, eine Perücke anzuschaffen.» u2013 «Sie tragen also keine?» u2013 «Es war eine Idee, weil es ist klar, manchmal ist es lästig, wirklich keinen Schritt machen zu können, ohne angesprochen zu werden. Ich brauch einfach doppelt so lang, um von Punkt A nach B zu kommen, wenn ich nicht wirklich ganz unhöflich sein will. Schon allein wenn ich jedem die Hand schüttle und sag: u2039Merci vielmal für die Wünsche und so.u203A» u2013 «Was für eine Perücke würden Sie wählen, schwarzes Kraushaar?» u2013 «Wie? Nein, wahrscheinlich eher eine rote. Ich habu2019s schon mit einer Sonnenbrille probiert, aber das reicht nicht.» Frau Oeri empfängt in der Geschäftsstelle des FC Basel im St.-Jakob-Park. Sie hat einen cremefarbenen Anzug aus Wolle an, darunter ein braunes Oberteil mit Rollkragen. Auf einem Stuhl liegt ein Mantel mit Pelzfutter. Ich frage, was es für ein Pelz sei. Iltis, ein Tier, das nicht unter Artenschutz stehe, und der Mantel sei dreissig Jahre alt, sagt sie. (Ich entgegne, dass ich kein Pelzgegner sei. Aber vermutlich neigt sie zum Misstrauen und meint, ich werde das Pelztragen zu ihrem Nachteil auslegen. Das ist aber nicht meine Technik. Wenn ich einem Interviewpartner einen Nachteil bereiten möchte, gebe ich ihn einfach wörtlich wieder.)
«Kennen Sie Roger Schawinski persönlich?» u2013 «Nein, ich glaubu2019s wenigstens nicht.» u2013 «Er schrieb in der Weltwoche, Sie schreckten vor nichts zurück, um Aufmerksamkeit zu erzielen.» u2013 «Ja, das ist schon mal grundfalsch. Er kann mir vorwerfen, dass ich irgendwie eine geldgierige Frau sei oder eine profilsüchtige Neurotikerin. Aber er hat nicht recherchiert. Ich hab die Öffentlichkeit nie gesucht. Ich kann aber nicht jedes Interview ablehnen, ich habe einen Job zu machen.» u2013 «Worauf er anspielte, ist, dass Sie in den Whirlpool stiegen zu den Spielern.» (Herr Schawinski ist innerlich etwas verkrampft und übertrieben sittsam.) «Das war ein Versprechen. Als ich es abgab, wusste ich, dass ich dort nicht in einem knappen Bikini reingehe.» (Sie hatte eine Art Taucheranzug in den Klubfarben an.) «Würden Sie es noch mal tun?» u2013 «Sicher, ja, ich bereu es nicht. Was mir mehr zu schaffen macht, ist, dass ich es heute immer noch in Zeitungen seh. Ich hab in den letzten drei Jahren noch andere Sachen gemacht, ich bin nicht nur im Whirlpool gewesen.» u2013 «Das wird aber wohl sogar in Ihrem Nachruf stehen.» u2013 «Ja, okay, man soll mich von mir aus in diesem Taucheranzug begraben.» u2013 «Sind Sie so arrogant, wie Herr Schawinski schreibt?» u2013 «Das kann ich nicht beurteilen.» u2013 «Was sagen die Leute in Ihrer Umgebung?» u2013 «Sie sagen: u2039Komisch, du bist ja vollkommen normal.u203A»
Sie erzählt, dass sie am Mittwoch nach Lille reise, wo der FC Basel gegen die Heimmannschaft spielt. In einer Bombardier Challenger (Platz für bis zu 13 Passagiere, Neupreis: 17,5 Millionen Dollar). Ich frage, ob es ein Firmenflieger von Roche sei. Sie sagt, nein, der gehöre ihr u2013 diesen Luxus leiste sie sich. (Irgendwie sagt sie es, als müsse sie den Nachweis berechtigten Handelns erbringen, weil ich es sonst zu ihrem Nachteil auslegen könnte wie das Pelztragen. Aber ich mag Frauen, die einen reichen Mann geheiratet haben wie sie, oder Leute, die geerbt haben. Sie sind nämlich meist freigebig. Gunter Sachs, nebenbei, hat mich mal nach Gstaad eingeladen für ein Wochenende. Es war sehr angenehm, sein Gast zu sein.)
«Ist Arthur Cohn eigentlich ein guter Bekannter?» u2013 «Ein sehr guter Freund von uns, ja.» u2013 «Ist er auch ein Fussballfreund?» u2013 «Absolut, er ist extra von Los Angeles nach Basel geflogen für den Match gegen Lille.» u2013 «Oder ist er einfach immer dort, wo der Erfolg ist? Jetzt ist er ja Götti von Roger Federer sozusagen.» u2013 «Er ist an die fünfzig Jahre Mitglied beim FCB, und den Roger kennt er länger, als der weiss, wie ein Tennisracket aussieht.» (Mir sagte Herr Federer zwar, dass Herr Cohn seine Nähe erst sucht, seit er zum ersten Mal vor wenigen Jahren ein grosses Turnier gewann.) «Männer um 50 kann man reizen, wenn man fragt: u2039Spielst du schon Golf, oder hast du noch Sex?u203A» u2013 «Haha, genau. Ich kann garantieren, ich fange nicht an, Golf zu spielen.» u2013 «Ja, aber Sie haben um 40 angefangen, sich für Fussball zu engagieren...» u2013 «Nein, nein. Ich bin keine frustrierte Hausfrau, die irgendeinen Ausgleich sucht.»
Gigi Oeris liebste Restaurants und Hotels:
Eckert, Basler Strasse 20, Grenzach-Wyhlen,
Telefon +49 76 24 91 720
Bruderholz, Bruderholzallee 42, Basel,
Telefon 061 361 82 22
Al Bustan Palace Muscat, Muttrah, Oman,
Telefon +968 24 799 666
Banyan Tree, Amphur Talang, Phuket,
Telefon +66 76 324 374
Weltwoche, 24.2.05